Programm

Kulturarbeit zwischen System und Handlungsspielraum

Kulturarbeit wirkt – aber wie entfaltet sie Wirkung in einem Umfeld, das selbst oft fragil ist? Zwischen verschiedenen Förder-Logiken, politischen Erwartungen und strukturellen Hürden bewegen sich viele Kulturinitiativen in einem Spannungsfeld: Wie können sie bestehen und wie lassen sich neue Spielräume erschliessen, ohne die eigenen Werte zu verlieren?

Eve Hübscher ist diesen Fragen auf einer siebenmonatigen Recherchereise quer durch Europa nachgegangen. Gemeinsam mit weiteren Gästen lädt sie dazu ein, über Kulturarbeit als Handlungspraxis nachzudenken: zwischen Aneignung und Widerstand, zwischen Strategie und Haltung. Die Gesprächspartner*innen bringen unterschiedliche Perspektiven mit – künstlerisch, institutionell, aktivistisch:

Claude Bühler, Rathaus für Kultur, Lichtensteig: Das Rathaus für Kultur ist ein lebendiger Ort im Toggenburg, an dem Künstler*innen leben, arbeiten und auftreten. Zwischen Residenz, Beiz und Werkstatt entstehen Projekte, die Leerstand in soziale und kulturelle Energie verwandeln. Vertreten durch Claude Bühler, die sich zwischen Performance, Musik, Buchhaltung und Radiopraxis bewegt – und zeigt, dass Kulturarbeit sowohl Ausdruck als auch Verantwortung braucht.

Matthias Rutishauser, Terrain Gurzelen, Biel: Ein ehemaliges Fussballstadion wird zur offenen Werkstatt: Auf dem Terrain Gurzelen begegnen sich Kultur, Nachbarschaft, Aktivismus und Alltag. Hier entstehen Räume nicht über Administration, sondern über Vertrauen, Zugänglichkeit und gelebte Aneignung. Vertreten durch Matthias Rutishauser, Mitglied des Trägervereins, der an der Schnittstelle von Selbstverwaltung, Stadtentwicklung und kulturellem Experimentieren arbeitet.

Duscha Kistler, Geschäftsleitung Visarte Zürich: Bewegt sich zwischen künstlerischer Praxis, institutioneller Verantwortung und strategischer Förderung und Prozessbegleitung. Sie leitete u. a. das Animationsfilmfestival Fantoche, die Stiftung Sitterwerk und verantwortete die Förderung der Fachstelle «Bildende Kunst & Filmkultur» des Kantons Zürich. Ob nomadische Förderformate oder Kulturpolitik – Duscha bringt das Wissen mit, wie sich Systeme verstehen, gestalten und lebendig halten lassen.

Eve Hübscher:  Arbeitet zwischen kuratorischer Praxis, Grafik und Kulturentwicklung. Sie leitete u. a. die oxyd Kunsträume, aktuell das Kult-X in Kreuzlingen und war an diversen Austauschformaten zu Diversität und Strukturfragen beteiligt. Ihre Forschungsreise «Sustainable Cultural Hubs» fragt: Wie sehen gerechte, widerstandsfähige Kulturräume aus – jenseits gängiger Modelle? Eve interessiert sich für niederschwellige Prozesse, geteilte Verantwortung und Handlungsspielräume zwischen Institution und Improvisation.

Moderation: Karin Salm: Kulturjournalistin